Chronik 1
Laudenbach (nach Werner Zapotetzky)
Laudenbach wird von zwei massiven Turmstümpfen einer romanischen Burg- anlage und dem spitzen Turmhelm der Julius-Echter-Kirche auf einem Bergsporn über dem linken Mainufer beherrscht. Auf seinem
Rücken befindet sich einer der größten jüdischen Friedhöfe Frankens, an seinem Fuß zieht sich das Dorf zunächst das Maintal hinauf, um am Renaissanceschloss der Voite von Rieneck nach Westen in
das Tal des Baches einzubiegen, dessen Name der Ort trägt.
Damit ist der einstige Lebensrahmen des Dorfes ebenso abgesteckt wie die Brennpunkte seiner Geschichte: Die Flur im Maintal gegen Himmelstadt brachte Feldfrüchte, Fluss und Bach boten der
Fischerei, der Schifffahrt und dem Mühlengewerbe ein gutes Auskommen. Der Sonnenhang des Schmidsberges taugt bis heute zum Weinbau, und westlich der ergiebigen Karstquelle des Laudenbaches,
dessen Lauf bis zur Mündung in den Main nur etwa zwei Kilometer lang ist, erstreckt sich ein bedeutender Gemeindewald.
Die Burg über dem Ort, im Bauernkrieg zerstört, war ebenso Kontrollposten für das Kommen und Gehen auf dem Fluss wie Instrument der Dorfherrschaft. Diese lag von der ersten Erwähnung des Ortes
1133 bei den Grafen von Wertheim und blieb bis 1612 bei deren Erb-nachfolgern. Seit etwa 1470 haben die Voite von Rieneck hier ein Rittergut mit einem Schloss.
1612 zieht Bischof Julius das Dorf an das Hochstift, rekatholisiert die um etwa 1590 von den Wertheimer Grafen reformierte Bevölkerung und lässt die St. Ägidius-Kirche neu erbauen. Ihr Patron
beherrscht das Laudenbacher Ortswappen, in dem gleichzeitig die Wertheimer Rose an die früheren Dorfherren erinnert.
Die unter den Wertheimern zugewanderte Judengemeinde blieb unangetastet unter dem Schutz der Voite von Rieneck und des Juliusspitals, das hier einen adeligen Hof besaß. Ihre 1794 erbaute, jetzt
profanierte Synagoge ist bis heute Erinnerung an jene etwa 30 Familien, die nach 1938 den Ort verlassen mussten und zur Zeit im Osten ermordet wurden.
Im April 1945 zerstörte, vor allem im Mitteldorf, amerikanischer Artilleriebeschuss 40 Gehöfte. Heute schließt sich an den längst wiederaufgebauten Ortskern ein ausgedehntes Neubauviertel im
Süden an. Die meisten Erwerbstätigen Laudenbachs pendeln nach Karlstadt, aber auch nach Würzburg aus.
Chronik 2
Laudenbach (nach Horst Bröstler)
Der Ort Laudenbach liegt am Fuße einer Bergzunge, die sich nach Osten hin in das Maintal schiebt. Oberhalb des Ortes sind noch Reste einer Burganlage erhalten, die für die Geschichte Laudenbachs bestimmend war. Die Burg, im 13. Jahrhundert noch im Besitz des Adelsgeschlechts Hohenlohe, kam durch Verkauf später durch Heirat in wertheim-hennebergisches Eigentum. Durch aufständische Bauern wurde die Burg im Bauernkrieg 1525 niedergebrannt und zerstört. Von der einst wehrhaften Anlage, die durch Steilhänge und Halsgraben begrenzt war, sind heute nur noch Mauerreste und Ruinen zweier Bergfriede erkennbar. Nachdem der Bauernaufstand niedergeschlagen war, mußten die Bauern in Fronarbeit ein neues Schloß errichten. So entstand das Renaissanceschlößchen im Ort, das heute noch mit seinen Treppengiebeln die Ortsansicht prägt. Ein Relief über dem Portal im Treppenturm trägt die Jahreszahl 1566.
Auch das alte Rathaus entstand durch Fronleistungen der Ortsbewohner im Jahr 1635. Nach der Eingemeindung Laudenbachs als Ortsteil von Karlstadt 1978, verlor das Rathaus seinen ursprünglichen
Zweck. Es dient jetzt der Feuerwehr als Unterkunft, ein anderer Teil ist als Wohnung vermietet.
In Laudenbach hatten sich seit dem 16. Jahrhundert Juden angesiedelt, weil ihnen ein fürstbischöfliches Gesetz untersagte, ihren Wohnsitz in Karlstadt zu haben, dies aber in den benachbarten
Orten erlaubte. Im 18. Jahrhundert gab es dann im Ort eine Synagoge, und ein Judenfriedhof wurde oberhalb der Burgruine am Waldrand angelegt, der als einziges Zeugnis der jüdischen
Glaubensgemeinde die Gewaltherrschaft überdauert hat.
Die katholische Pfarrkirche ließ Fürstbischof Julius Echter erbauen. Auf einer erhöhten Stelle, dicht umdrängt von Häusern, ragt der typische, spitze Juliusturm heraus. Die im 2. Weltkrieg stark zerstörte Kirche wurde wieder stilgerecht aufgebaut. Am Chorbogen der St. Ägidius-Kirche weist das Echterwappen auf den Erbauer hin.